Kolik vs. Kolitis: Wenn der Bauchraum Alarm schlägt – Unterschiede, Gefahren und Maßnahmen
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Es beginnt oft harmlos: Das Pferd frisst schlecht, wirkt matt, scharrt vielleicht ein wenig. Der Besitzer tippt auf eine leichte Gaskolik oder eine wetterbedingte Unpässlichkeit. Doch innerhalb weniger Stunden kippt der Zustand dramatisch. Das Pferd bekommt hohes Fieber, und plötzlich schießt wässriger Kot aus dem Darm. Die Diagnose in der Klinik lautet dann oft: Kolitis (Colitis).
Für den Laien klingen die Begriffe ähnlich, doch medizinisch liegen Welten dazwischen. Um im Notfall richtig zu reagieren und vor allem in der Nachsorge keine Fehler zu machen, ist es essenziell, die Mechanismen hinter diesen Diagnosen zu verstehen.
Begriffsdefinition: Symptom vs. Krankheit
Die Kolik (Symptom)
Das Wort Kolik ist eigentlich keine Krankheitsbezeichnung, sondern beschreibt lediglich „schmerzhaftes Verhalten aufgrund von Problemen im Bauchraum“.
Die Ursachen sind vielfältig:
- Gaskolik (Blähungen)
- Verstopfungskolik (Anschoppung)
- Sandkolik
- Darmverlagerung oder -verschlingung
Das Pferd zeigt Schmerz (Wälzen, Flehmen, zum Bauch schlagen), hat aber in der Regel kein Fieber (außer bei Durchbruch/Peritonitis) und oft gar keinen Kotabsatz.
Die Kolitis (Krankheit)
Die Endung „-itis“ steht in der Medizin immer für eine Entzündung. Eine Kolitis ist also eine Entzündung der Dickdarmschleimhaut.
Da der Dickdarm des Pferdes riesig ist und für die Wasserresorption zuständig ist, führt eine Entzündung hier zu katastrophalen Folgen: Die Darmwand schwillt an, kann kein Wasser mehr aufnehmen und wird durchlässig für Giftstoffe (Leaky Gut).
Das Leitsymptom ist hier fast immer schwerer Durchfall (Diarrhoe) kombiniert mit Fieber und einem rapiden Kreislaufverfall.
Ursachenforschung: Wie entsteht das Feuer im Darm?
Warum entzündet sich der Dickdarm plötzlich? Die Auslöser sind oft menschengemacht oder stressbedingt.
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Antibiotika-assoziierte Kolitis: Dies ist eine der häufigsten Ursachen. Antibiotika sollen Bakterien töten – leider unterscheiden sie oft nicht zwischen „bösen“ Erregern in der Lunge und der lebenswichtigen Darmflora. Sterben die „guten“ Darmbakterien massenhaft ab, vermehren sich resistente Keime (wie Clostridien) explosionsartig und bilden Toxine.
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Stress („Colitis X“): Extreme Belastung durch Transport, Operationen oder Futterentzug kann das Immunsystem so schwächen, dass die Darmbarriere zusammenbricht. Man spricht oft von der mysteriösen „Colitis X“, wenn der Auslöser unklar bleibt, aber Stress vermutet wird.
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NSAIDs (Schmerzmittel): Medikamente wie Phenylbutazon oder Flunixin sind wichtig, greifen aber bei Überdosierung oder langer Gabe die Magenschleimhaut und die Darmwand an (Rechtsdorsale Kolitis).
Alternative Heilmittel vs. Schulmedizin: Grenzen erkennen
In der Vorbeugung und Nachsorge haben Kräuter ihren festen Platz, doch im akuten Fall einer Kolitis stößt die Naturheilkunde an ihre Grenzen.
Was die Kräuterkunde sagt:
Traditionell werden bei Durchfallerkrankungen gerbstoffhaltige Pflanzen eingesetzt. Eichenrinde (Cortex Quercus) wirkt adstringierend (zusammenziehend) auf die Schleimhäute und dichtet sie oberflächlich ab. Blutwurz und Brombeerblätter haben ähnliche Effekte. Schleimstoffe aus Eibischwurzel oder Leinsamen sollen die gereizte Darmwand beruhigen.
Die harte Realität der Akutphase:
Bei einer echten, akuten Kolitis verliert ein Pferd bis zu 100 Liter Flüssigkeit pro Tag über den Durchfall. Dieser massive Verlust an Wasser und Elektrolyten führt rasant zum Schock und Nierenversagen.
Hier helfen keine Kräutertees mehr. Ein solches Pferd gehört sofort in eine Klinik an den Dauertropf (Infusion), um das Volumen zu ersetzen. Oft sind auch Plasma-Transfusionen nötig, um den Eiweißverlust auszugleichen. Der Versuch, eine akute Kolitis im Stall „homöopathisch“ zu behandeln, endet oft tödlich.
Stimmen aus der Praxis: „Es ging rasend schnell“
Ein Fall aus der Praxis verdeutlicht die Gefahr:
Markus W., Sportreiter: „Mein Pferd hatte eine leichte Verletzung am Bein und bekam Antibiotika und Schmerzmittel. Drei Tage später fraß er nicht mehr. Ich dachte, er mag das Medikament nicht. Am Abend hatte er 40 Grad Fieber und in der Box war eine riesige Pfütze aus stinkendem, wässrigem Kot. In der Klinik sagten sie, wir seien gerade noch rechtzeitig gekommen. Die Darmschleimhaut hatte sich durch die Medikamente entzündet.“
Solche Berichte zeigen: Wer Medikamente gibt, muss den Darm (und den Kot!) extrem genau beobachten.
Management und Unterstützung: Die Phase danach
Hat das Pferd die akute Phase überlebt, beginnt die lange Phase der Regeneration. Der Darm ist „beleidigt“, die Flora oft komplett zerstört. Jetzt ist Fingerspitzengefühl gefragt.
1. Flüssigkeit und Elektrolyte
Auch in der Erholungsphase oder bei leichteren Formen (Kotwasser, milder Durchfall) ist der Ausgleich des Verlustes das A und O. Ein Pferd mit Durchfall verliert Salze, die für Herz und Muskeln wichtig sind.
Hier ist AHIPOS Elektrolyt unverzichtbar. Es hilft, den Elektrolythaushalt schnell wieder ins Lot zu bringen und beugt so Kreislaufproblemen vor. Ohne Elektrolyte kann der Körper das Wasser nicht in den Zellen halten.
2. Toxinbindung und Schleimhautschutz
Bei einer Darmentzündung sterben Bakterien ab und setzen Endotoxine frei, die in die Blutbahn gelangen (Gefahr der Hufrehe!). Zudem muss verhindert werden, dass neue Belastungen (z. B. aus dem Futter) das System erneut reizen.
EQUINOX Nonegus ist hier der logische Partner. Seine Fähigkeit, unerwünschte Stoffe und Toxine im Futterbrei zu binden, entlastet die geschädigte Darmschleimhaut und die Leber. Es fungiert quasi als „Schutzschild“ im Darmrohr, damit sich die Wand regenerieren kann.
3. Wiederaufbau der Flora
Ist die akuteste Gefahr gebannt, muss das Mikrobiom wieder angefüttert werden. Das dauert oft Monate.
AHIPOS Digestiv unterstützt diesen Prozess mit Nährstoffen für die Darmfunktion. Es hilft, das Milieu so zu stabilisieren, dass sich die „guten“ Bakterien wieder ansiedeln können und die Verdauung von Raufutter wieder effizienter wird.
Rechtlicher Hinweis zu unseren Produkten:
Die Produkte von AHIPOS und EQUINOX sind hochwertige Ergänzungsfuttermittel zur Unterstützung der Nährstoffversorgung. Sie sind keine Medikamente. Eine Kolitis (schwere Darmentzündung) ist ein medizinischer Notfall, der zwingend in tierärztliche Behandlung gehört. Unsere Produkte dienen der begleitenden Unterstützung in der Rekonvaleszenz oder zur allgemeinen Pflege des Darmmilieus, ersetzen aber keine Infusionstherapie oder tierärztliche Diagnostik.
Unser Fazit
Die Unterscheidung zwischen Kolik und Kolitis ist mehr als Wortklauberei – sie entscheidet über die Dringlichkeit der Behandlung. Während man bei einer leichten Gaskolik vielleicht noch eine Runde Schritt führt, gehört ein Pferd mit Fieber und Durchfall sofort in professionelle Hände.
Die gute Nachricht: Der Pferdedarm hat eine enorme Regenerationsfähigkeit. Wer nach überstandener Krankheit geduldig aufbaut, Stress vermeidet und die Darmflora gezielt mit Toxinbindern und Nährstoffen unterstützt, kann sein Pferd wieder zu alter Stärke führen.
FAQ: Häufige Fragen zu Kolitis und Kolik
| Frage | Antwort |
| Ist Kolitis ansteckend? | Das hängt von der Ursache ab. Eine Kolitis durch Antibiotika oder Stress ist nicht ansteckend. Wird sie jedoch durch Salmonellen oder Clostridien verursacht, ist sie hochinfektiös für andere Pferde (und teils auch für Menschen!). Ein Pferd mit akutem Durchfall sollte daher sofort isoliert und strengen Hygienemaßnahmen unterzogen werden, bis die Ursache geklärt ist. |
| Darf ich bei Durchfall Wasser entziehen? | Niemals! Früher glaubte man, das würde den Durchfall „stoppen“. Das Gegenteil ist der Fall: Das Pferd trocknet aus und stirbt an Kreislaufversagen. Das Pferd muss immer Zugang zu sauberem Wasser haben. |
| Was ist eine Sandkolik? | Wenn Pferde auf abgefressenen Weiden oder Paddocks Sand mitfressen, lagert sich dieser im Dickdarm ab. Der schwere Sand reizt die Schleimhaut (kann zu chronischer Kolitis führen) und behindert die Darmbewegung. Ein Test (Äppel in Wasserglas auflösen -> setzt sich Sand ab?) gibt Hinweise. Flohsamenschalen werden oft zur Ausscheidung empfohlen. |
| Wie lange dauert die Heilung einer Kolitis? | Die akute Phase dauert oft nur wenige Tage, ist aber sehr kritisch. Die vollständige Regeneration der Darmschleimhaut und der Bakterienflora kann jedoch 3 bis 6 Monate dauern. In dieser Zeit ist das Pferd oft noch anfällig für Futterwechsel und sollte sehr konstant gefüttert werden. |
| Helfen Blutbilder bei der Diagnose? | Ja, sehr gut. Ein typisches Zeichen für eine akute Kolitis ist die Leukopenie (zu wenige weiße Blutkörperchen), da diese alle in den entzündeten Darm wandern. Auch der Hämatokrit-Wert zeigt an, wie stark das Pferd bereits ausgetrocknet ist. |