EMS bei Pferden: Wenn Fett krank macht und Hufrehe droht

EMS bei Pferden: Wenn Fett krank macht und Hufrehe droht

Es ist ein schleichender Prozess. Erst freut man sich, dass das Pferd „gut im Futter“ steht und wenig Hafer braucht. Dann bilden sich kleine Polster hinter der Schulter und der Mähnenkamm wird fest. Und plötzlich, oft im Frühjahr beim Anweiden, kommt der Schock: Hufrehe.

Das Equine Metabolische Syndrom (EMS) ist keine Laune der Natur, sondern fast immer die Folge von zu gut gemeinter Haltung. Es ist vergleichbar mit dem Typ-2-Diabetes beim Menschen. Um Dein Pferd zu schützen, musst Du verstehen, was im Stoffwechsel schiefläuft.

Der Feind heißt Insulinresistenz

Wenn Dein Pferd Zucker oder Stärke frisst (aus Gras, Müsli oder Heu), steigt der Blutzucker. Die Bauchspeicheldrüse schüttet Insulin aus, um den Zucker in die Zellen zu schleusen (als Energie).

Bei übergewichtigen Pferden sind die Körperzellen jedoch irgendwann „satt“. Sie reagieren nicht mehr auf das Insulin. Sie machen die Tür nicht auf. Das nennt man Insulinresistenz.

Die Bauchspeicheldrüse reagiert panisch: „Die Tür geht nicht auf? Ich brauche mehr Schlüssel!“ Sie pumpt immer mehr Insulin ins Blut.

Das Fatale: Ein dauerhaft hoher Insulinspiegel ist toxisch für die Huflamellen. Er zerstört die Verbindung zwischen Hufbein und Hornkapsel. Deshalb ist EMS die Hauptursache für Hufrehe.

Typische Symptome: Mehr als nur ein dicker Bauch

Nicht jedes dicke Pferd hat EMS, aber fast jedes EMS-Pferd ist (oder war) zu dick. Achte auf diese Warnsignale:

  • Regionale Fettdepots: Fettpolster am Mähnenkamm („Kipphals“), an der Schweifrübe und hinter der Schulter.
  • Stoffwechselkrankheiten: Das Pferd wirkt matt, triebig oder hat Probleme im Fellwechsel.
  • Fühligkeit: Das Pferd läuft auf hartem Boden klamm, obwohl die Hufe okay aussehen (schleichende Rehe).
  • Heißhunger: Trotz Übergewicht frisst das Pferd gierig alles in sich hinein.

Getreidefrei ist Pflicht – aber nicht die Lösung

Die Diagnose EMS erfordert ein radikales Umdenken. Der erste Schritt ist immer die Reduktion von Zucker und Stärke.

  • Getreidefrei füttern: Hafer, Gerste und Mais sind tabu. Auch Müsli mit Melasse ist gestrichen.
  • Heu waschen? Ja! Wenn das Heu einen hohen Zuckergehalt hat, hilft es, das Heu für 60 Minuten in Wasser zu tauchen. Das wäscht einen Großteil des wasserlöslichen Zuckers (Fruktane) heraus.
  • Kein Gras! Für ein akutes EMS-Pferd ist Weidegang lebensgefährlich. Der Zuckergehalt im Gras schwankt extrem. Bis die Insulinwerte im Blut wieder normal sind, gehört das Pferd auf einen Sandpaddock.

Die Rolle der Bewegung: Der Schlüssel zum Schloss

Viele Besitzer kaufen „Stoffwechsel-Kräuter“ und hoffen auf Wunder. Doch bei EMS gibt es nur ein wirkliches Heilmittel: Bewegung.

Muskelarbeit verbraucht Energie und macht die Zellen wieder sensibel für Insulin.

Ein EMS-Pferd muss arbeiten – und zwar so, dass es schwitzt (sofern keine akute Hufrehe vorliegt!). 30 Minuten Schritt reichen nicht. Trab und Galopp sind nötig, um den Stoffwechsel anzukurbeln.

Unterstützendes Management

Während Du das Pferd durch Training und Diät managst, kannst Du den Körper unterstützen, die Altlasten loszuwerden.

1. Toxinbindung im Darm

Da der Stoffwechsel von EMS-Pferden auf Hochtouren läuft und das Hufreherisiko durch Endotoxine im Darm erhöht ist, ist eine Entlastung der Leber und des Darms sinnvoll. EQUINOX Nonegus kann hier helfen, Schadstoffe im Darm zu binden, bevor sie den ohnehin gestressten Organismus fluten.

2. Muskeln erhalten trotz Diät

Das große Problem beim Abnehmen: Das Pferd soll Fett verlieren, aber keine Muskeln. Wenn Du das Futter drastisch kürzt, baut der Körper oft erst Muskeln ab (Proteinmangel).

Um das zu verhindern, braucht das Pferd trotz Diät hochwertige Aminosäuren. AHIPOS Body Builder ist hier (in angepasster, kleinerer Dosis oder gezielt nach dem Training) eine Option, da es die essentiellen Bausteine liefert, ohne Massen an Energie/Zucker mitzubringen. So bleibt das Pferd sportlich, während das Fett schmilzt.

Unser Fazit

EMS ist eine ernste, lebensbedrohliche Krankheit, aber sie ist heilbar. Du hast es in der Hand. Es gibt keine Pille dagegen, nur Disziplin.

Konsequente Diät (Heu abwiegen!), Verzicht auf Zucker/Leckerlis und ein straffes Sportprogramm sind der einzige Weg. Wenn Du die Insulinwerte in den Griff bekommst, kann Dein Pferd steinalt werden – ganz ohne Rehe.

Rechtlicher Hinweis zu unseren Produkten:

Unsere Produkte dienen der Ergänzung der Ration. EMS (Equines Metabolisches Syndrom) ist eine tierärztlich zu behandelnde Stoffwechselstörung. Nahrungsergänzungsmittel ersetzen keine tierärztliche Therapie und vor allem kein Bewegungsmanagement. Bei Verdacht auf Hufrehe (Sägebockstellung, warme Hufe) sofort den Tierarzt rufen!

FAQ: EMS und Stoffwechsel

Frage Antwort
Ist EMS das gleiche wie Cushing? Nein. EMS ist eine Wohlstandskrankheit (Insulinresistenz durch Übergewicht). Cushing (PPID) ist eine Hormonstörung der Hirnanhangsdrüse (oft bei alten Pferden). Aber: Ein Pferd kann beides gleichzeitig haben, was das Reherisiko potenziert.
Wie schnell darf mein Pferd abnehmen? Langsam! Eine Crash-Diät ist gefährlich. Wenn ein dickes Pferd plötzlich hungert, werden Fette ins Blut geschwemmt, was zur Hyperlipidämie (lebensgefährliche Leberverfettung) führen kann. Ziel sind ca. 0,5 bis 1 % des Körpergewichts pro Woche Gewichtsverlust.
Helfen Chrom oder Zimt? Es gibt Studien, die andeuten, dass Spurenelemente wie Chrom oder Kräuter wie Zimt die Insulinsensitivität leicht verbessern können. Sie sind aber nur das i-Tüpfelchen. Ohne Diät und Sport sind sie wirkungslos.
Darf ein EMS-Pferd Möhren fressen? In der strengen Diätphase: Nein. Auch Möhren und Äpfel enthalten Zucker. Als Belohnung eignet sich eher eine Hagebutte oder ein Stück Sellerie.
Wann darf es wieder auf die Weide? Erst, wenn das Idealgewicht erreicht ist und die Blutwerte (Insulin/Glukose) im Normalbereich sind. Und dann nur mit Fressbremse und langsam steigernd. Für manche Pferde bedeutet EMS leider: Nie wieder unbegrenzt Gras.
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