Winterfütterung Pferd: Ernährung, Supplemente & Hydrierung richtig anpassen

Winterfütterung Pferd: Ernährung, Supplemente & Hydrierung richtig anpassen

Wie du die Fütterung und Supplementierung deines Pferdes im Winter richtig anpasst

Warum Winterfütterung mehr ist als „einfach etwas mehr Heu“

Wenn die Temperaturen sinken, verändert sich der Pferdekörper – und zwar bevor man es sieht. Pferde fressen anders, trinken weniger, verlieren unbemerkt Substanz und reagieren empfindlicher auf Fütterungsfehler. Wer im Herbst nicht beginnt, klug vorzubauen, riskiert im Februar ein Pferd, das müde, dünner oder anfälliger wirkt, ohne dass ein „klarer Grund“ erkennbar wäre.

Dieser Artikel kombiniert praktischen Stallalltag mit moderner Ernährungsphysiologie. Keine Mythen, keine Versprechen – nur klare Beobachtungen, sinnvolle Zusammenhänge und Lösungen, die funktionieren.

Was der Winter im Pferdekörper wirklich verändert

Der Energiebedarf steigt – auch ohne mehr Training

Unter etwa 5 °C beginnt der Körper des Pferdes mehr Energie zu verbrauchen, um seine Temperatur zu halten. Plötzlich reichen Herbstportionen nicht mehr aus. Viele Pferde verlieren jetzt schleichend Gewicht, obwohl sie „gut im Futter standen“.

Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Wallach im Offenstall, Oktober noch rund, im Januar plötzlich eingefallen – ohne dass sich Training, Ration oder Haltung geändert hätten. Der Grund ist simpel: Wärmeregulierung braucht Energie.

Der Verdauungstrakt wird langsamer – und empfindlicher

Kälte reduziert die mikrobielle Aktivität im Dickdarm.
Weniger Fermentation = weniger produzierte Wärme und schlechtere Nutzung des Raufutters.

Trinkt das Pferd gleichzeitig weniger (kaltes Wasser wird oft gemieden), steigt das Risiko für:

  • Verstopfungskolik
  • schlechtere Nährstoffaufnahme
  • verlangsamte Passage

Temperiertes Wasser und strukturreiche Faser können hier entscheidend helfen.

Die Winterfütterung anpassen – ohne das Gleichgewicht zu stören

Heu bleibt die Basis – aber Qualität entscheidet

Heu ist der wichtigste Energielieferant in der kalten Jahreszeit, denn durch die Fermentation entsteht Wärme von innen. Daher gilt:

  • Heuration erhöhen, bevor Kraftfutter erhöht wird
  • hochwertiges, feines, nicht verstaubtes Heu wählen
  • ideal: mehrere kleine Heugaben für eine stabile Verdauung

Kalorien ergänzen, ohne Verhalten zu „überdrehen“

Winterenergie sollte nicht aus Stärke- und Zucker-Spitzen stammen. Gut geeignet sind:

  • Leinöl
  • Reiskleie
  • hochverdauliche Fasern (z. B. Heucobs, Rübenschnitzel)

Diese liefern Energie, ohne unnötige Stoffwechselspitzen zu verursachen.

Kraftfutter gezielt anpassen

Mehr Kraftfutter ist selten die Lösung.
Besser ist:

  • höhere Energiedichte
  • weniger Stärke
  • bessere Verdaulichkeit

Kurz: Qualität schlägt Menge.

Supplemente im Winter – wann sie sinnvoll sind

Nicht jeder Winter braucht Supplemente, aber einige Nährstoffe werden jetzt kritisch.

Vitamine: wo echte Lücken entstehen

  • Vitamin E – sinkt stark bei Pferden ohne frisches Gras
  • Vitamin D – wird im Winter kaum über Sonnenlicht gebildet
  • Vitamin C – unterstützt in besonders kalten, belastenden Phasen

Mineralstoffe, die im Winter besonders beansprucht sind

  • Zink & Kupferwichtig für Haut, Fell, Hufe,Immunsystem
  • Magnesium – unterstützt Muskulatur und Nervensystem
  • Selen – antioxidativ, aber immer bedarfsgerecht dosieren

Warum Elektrolyte auch im Winter wichtig sind

Viele Pferde trinken im Winter bis zu 30 % weniger – ein kolossales Risiko für Koliken.
Elektrolyte helfen, den Wasserhaushalt stabil zu halten und die Trinklust zu fördern.

AHIPOS Electrolyt kann dabei unterstützen, wenn Pferde im Winter weniger trinken.
(Hinweis: Bei unseren Produkten handelt es sich um Ergänzungsfutter, es ersetzt kein medizinischen Rat oder eine tierärztliche Behandlung.)

Hydrierung – der unterschätzte Schlüssel zur Wintergesundheit

Wasser ist im Winter der limitierende Faktor.
Lauwarmes Wasser kann die Trinkmenge verdoppeln.
Dehydration führt zu:

  • schlechter Verdauung
  • Muskelproblemen
  • reduziertem Energielevel
  • höherem Kolikrisiko

Die Beobachtung von Urinmenge und -farbe ist jetzt besonders wichtig.

Nicht jedes Pferd braucht das Gleiche

Ältere Pferde

  • Probleme beim Kauen → Mash, eingeweichte Fasern, Heucobs
  • Energie leichter verdaulich
  • Gelenke werden kälteempfindlich

Jungpferde

  • weiterhin hoher Mineralstoffbedarf
  • moderates, kontrolliertes Wachstum

Tragende oder laktierende Stuten

  • kein Konditionsverlust
  • hoher Protein- und Wasserbedarf
  • Omega-3-Fettsäuren sinnvoll
  • Unser Fazit

Der Winter stellt Pferde vor Herausforderungen, die oft unsichtbar bleiben.
Gewichtsverlust, geringere Trinkmenge, verlangsamte Verdauung und erhöhter Nährstoffbedarf entstehen, lange bevor man äußerlich etwas sieht.

Wer sein Pferd jetzt aktiv unterstützt – mit gutem Heu, kluger Energiewahl, temperiertem Wasser und bedarfsgerechten Supplementen – sorgt dafür, dass es stabil, gesund und leistungsbereit bleibt. Winterfütterung ist keine Kunst, aber sie verlangt Aufmerksamkeit und Anpassung.

FAQ – häufige Fragen zur Winterfütterung

Sollte ich im Winter einfach mehr füttern?
Mehr Heu: ja.
Mehr Kraftfutter: nur, wenn der Körperzustand es wirklich verlangt. Viele Pferde profitieren eher von höherer Energiedichte als von größeren Mengen.

Kann ein Pferd im Winter dehydrieren?
Ja – und das passiert häufiger als im Sommer. Kaltes Wasser wird weniger gern aufgenommen, wodurch das Kolikrisiko steigt. Lauwarmes Wasser und kleine Elektrolytmengen können die Trinkmenge deutlich verbessern.

Braucht jedes Pferd Zusatzfutter im Winter?
Nein. Aber Pferde ohne Weidegang können Vitamin E verlieren, ältere Pferde haben oft Probleme mit der Faserverwertung, und Pferde mit hoher Belastung benötigen mehr Mineralstoffe. Eine Blutuntersuchung hilft bei Unsicherheiten.

Sind Elektrolyte im Winter wirklich wichtig?
Ja, denn sie stabilisieren den Wasserhaushalt. Nicht nur bei Schweißverlust, sondern gerade dann, wenn Pferde aufgrund kalten Wassers zu wenig trinken.

Wie erkenne ich, dass mein Pferd zu wenig Energie bekommt?
Die ersten Anzeichen sind oft subtil: leichter Gewichtsverlust, rückläufige Fellqualität, weniger Lust zu arbeiten. Später folgen sichtbarer Substanzverlust und schlechtere Muskulatur.

Wie verhindere ich Verstopfungskolik im Winter?
Durch ausreichende Hydrierung, strukturreiches Heu, temperiertes Wasser und konstante Futterzeiten. Ergänzend können Elektrolyte helfen, die Trinkmenge zu stabilisieren.

Mein Pferd ist im Winter nervöser – liegt das an der Fütterung?
Oft ja: zu viel Stärke führt zu Energiepeaks. Besser sind Öl, Faser, Reiskleie oder Mash. Auch Stress kann das Trinkverhalten senken und Verdauung belasten.

Was ist das Minimum, das ich tun sollte?
Heu beobachten, Wasser temperaturstabil anbieten, Energiebedarf neu einschätzen, Elektrolyte sinnvoll einsetzen und auf Fell, Kot und Verhalten achten.

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