Hufrehe-Risiko senken – ohne Panik, mit Plan

Hufrehe-Risiko senken – ohne Panik, mit Plan

Hufrehe entsteht selten „aus dem Nichts“. Meist treffen mehrere Faktoren zusammen: Stoffwechselstress (z. B. Übergewicht), ungeeignete Weidebedingungen, stärke-/zuckerreiche Rationen, Stress oder zu wenig Bewegung. Gute Nachricht: Du kannst an vielen Stellschrauben drehen – ohne dein Pferd „in Watte“ zu packen. Dieser Ratgeber bündelt wirksame Maßnahmen, die du sofort umsetzen kannst.

Wichtig: Akute Schmerzen, deutliche Lahmheit, warme Hufe oder starker Puls an der Fessel? Sofort Tierarzt.

Was treibt das Rehe-Risiko hoch?

Q: Welche Faktoren sind besonders kritisch?
A:

  • Energieüberschuss & Übergewicht (v. a. Fettspeicher am Mähnenkamm).
  • Stoffwechselrisiken (EMS/Insulinthemen) – tierärztlich abklären.
  • Weide-„Stolperfallen“: gestresstes/kurzes Gras, sonnig-kalte Phasen, Wachstumsschübe.
  • Ration mit viel Zucker & Stärke (große Kraftfuttergaben, getreidereiche Mischungen).
  • Plötzliche Futterwechsel, zu wenig Rohfaser.
  • Bewegungsmangel (außer im Akutfall – dann Ruhe!).
  • Schmerz/Entzündung (z. B. schlecht passende Hufe, andere Erkrankungen).

Weidemanagement ohne Mythen

Q: Wann ist Weide „sicher“?
A: Es gibt keine 100 % sichere Uhrzeit. Risiko schwankt mit Wetter, Boden, Bewuchs und Pflege. Merksätze:

  • Sonnig & kühl (Nachtfrost/kalter Morgen) → Pflanzen lagern mehr lösliche Kohlenhydrate ein → höheres Risiko.
  • Stark gestresstes, sehr kurzes Grashöheres Risiko.
  • Langer Aufwuchs, Schatten, feuchte Perioden können günstiger sein – aber nicht automatisch „safe“.

Praktische Hebel:

  • Weidezeit begrenzen, Maulkorb erwägen, Paddock mit Heu als Basis.
  • Heunetz statt Boden (Sand-/Dreckaufnahme reduzieren).
  • Stallbuch führen: Datum, Wetter, Weidezeit, Reaktion.
  • „Weidehunger“ vermeiden: Vor dem Weidegang Heu füttern (kleine Portion).

Fütterung: Zucker/Stärke runter, Rohfaser rauf

Q: Wie stelle ich die Ration sinnvoll um?
A:

  • Heu als Basis: 1,5–2 kg/100 kg KGW/Tag (individuell). Sauber, staubarm, strukturreich.
  • Kraftfutter minimieren, große Stärkebolusgaben vermeiden; wenn Energie nötig: fettreiche, stärkearme Alternativen in kleinen Portionen.
  • Mineralstoff-Balance sichern (Zink/Selen u. a. nach Bedarf); eine saubere Mineralversorgung unterstützt den Gesamtstoffwechsel.
  • Heu wässern kann Zuckeranteile senken (30–60 Min.), aber Nährstoffverluste beachten.
  • Pro-/Präbiotika (z. B. als „Digestiv Plus“) kurweise in Übergangsphasen – Routinen fördern.

Keine Heilsversprechen: Zusätze wirken nur im Gesamtpaket mit Management & Energie-Balance.

Gewicht & Bewegung – das stille Fundament

Q: Wie merke ich, ob wir „auf Kurs“ sind?
A:

  • BCS/Umfang messen (Hals, Brust, Bauch) alle 2–4 Wochen. Kleine Trends sind wichtig.
  • Tägliche, ruhige Bewegung (Schritt/Spaziergänge) unterstützt den Stoffwechsel – nur wenn kein akuter Verdacht besteht.
  • Fütterung nicht „nüchtern hungern“ lassen – lieber konsequent kalorienärmer, aber strukturiert füttern.

Hufe & Haltung

  • Regelmäßige Hufbearbeitung, Abrollpunkt & Balance prüfen.
  • Weiche, trockene Einstreu, Rutsch-/Druckstellen vermeiden.
  • Schmerzmanagement gehört in tierärztliche Hände.


Ampelsystem: Risiko schnell einschätzen

Ampel Situation Sofortmaßnahme
🟢 Niedrig Moderates Gewicht, ruhige Witterung, längerer Aufwuchs, konstante Ration Weide kurz & kontrolliert, Heu vorher geben, Protokoll führen
🟡 Mittel Frischer Aufwuchs, wechselhaft/kühl, leichtes Übergewicht Weidezeit reduzieren/mit Maulkorb, Heu-Basis stärken, Kraftfutter splitten
🔴 Hoch Sonnig-kalt (Frost), sehr kurzes/gestresstes Gras, deutliche Fettdepots, Unruhe/Lahmheit Weidepause, Paddock + Heu, Tierarztkontakt erwägen, engmaschig beobachten


14-Tage-Plan: Einstieg ins Rehe-Präventionsmanagement

Tag Maßnahme Ziel/Notiz
1 Ist-Stand dokumentieren (Gewicht/Umfang, Fütterung, Weidezeiten) Basis schaffen
2 Heu auf Bedarf einstellen, Kraftfutter −20 % (wenn möglich) Zucker/Stärke senken
3 Weidezeit halbieren oder Maulkorb testen Energie drosseln
4 Heunetz (feinmaschig), Fresspausen vermeiden Konstant füttern
5 Pro-/Präbiotika starten (Kur, nach Etikett) Darmruhe
6 20–30 Min Schritt täglich (falls kein Akutverdacht) Stoffwechsel
7 Mineral konsequent, Wasseraufnahme prüfen Balance
8 Heu anfeuchten/wässern (Test), Reaktion notieren Zuckercheck
9 Kraftfutter weiter splitten (Miniportionen) Glukosespitzen glätten
10 Hufe kontrollieren/Termin setzen Mechanik
11 Weidefenster feinjustieren nach Wetter/Verhalten Flexibilität
12 Paddock-Tag einbauen, Enrichment (Heukisten) Stress senken
13 Umfangmessung wiederholen Trend
14 Wochenfazit, Plan für Woche 3–4 festlegen Dranbleiben

Hinweis: Immer individuell anpassen. Tierarzt- & Etikettvorgaben haben Vorrang.

Red Flags (sofort handeln)

  • Plötzliche Lahmheit, „auf den Fersen“ stehen, wärmere Hufe, starker Puls an der Fessel.
  • Markante Verhaltensänderungen (Unruhe, Fressunlust).
  • Schneller Umfangszuwachs am Mähnenkamm („hart“).
    Tierarzt kontaktieren, Weide stoppen, weich stellen.

Mini-Fazit

Rehe-Prävention ist Management: Energie steuern (Weide & Ration), Mineralbalance sichern, Darm in Ruhe lassen, Bewegung alltagstauglich pflegen und Trends dokumentieren. Mit kleinen, konsequenten Schritten senkst du das Risiko deutlich – ohne dein Pferd „einzusperren“.


FAQ

Ist „zuckerarm“ automatisch rehe-sicher?
Nein. „Zuckerarm“ hilft, aber die Gesamtenergie und Weidebedingungen entscheiden mit. Management > Etikettenslogan.

Hilft Heu wässern immer?
Es kann lösliche Zucker senken, aber auch Nährstoffe auswaschen. Teste 30–60 Min. und beobachte Kondition/Leistung.

Maulkorb – ja oder nein?
Als Werkzeug sinnvoll, wenn korrekt angepasst und nur so lange wie nötig. Besser als komplette Weidesperre, wenn gut überwacht.

Gibt es „sichere“ Weidezeiten?
Leider nein. Orientiere dich an Wetter & Bewuchs (kühl-sonnig/kurzes Gras = eher riskant) und reagiere flexibel.

Welche Zusätze sind sinnvoll?
Praktisch sind Mineralstoff-Balance (Zink/Selen nach Bedarf) und in Übergängen Pro-/Präbiotika für die Darmruhe. Sie ersetzen kein Management, unterstützen es.

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