Eindecken im Winter – Schutz oder Mode?
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Wenn im Stall die ersten Decken hervorgeholt werden, beginnt die Diskussion:
„Mein Pferd braucht keine Decke!“ – „Doch, sonst friert es!“
Kaum ein Thema spaltet Reiterinnen und Pferdebesitzer so sehr wie das Eindecken im Winter.
Dabei geht es längst nicht mehr nur um Mode, sondern um das richtige Maß zwischen Wärmeschutz, Fellfunktion und individueller Anpassung. Denn: Nicht jedes Pferd braucht eine Decke – aber manche sehr wohl.
Dieser Artikel zeigt dir, wann eindecken sinnvoll ist, woran du erkennst, ob dein Pferd friert, und wie du Decken richtig einsetzt, ohne die natürliche Thermoregulation zu stören.
1. Die natürliche Thermoregulation des Pferdes
Pferde sind Klimakünstler.
Ihr dichtes Winterfell, die Unterwolle und die durchblutungsaktive Haut sorgen dafür, dass sie Temperaturen bis weit unter null aushalten können – vorausgesetzt, sie sind gesund, gut genährt und dürfen sich bewegen.
- Die Körpertemperatur bleibt stabil bei rund 37,5 °C.
- Fellhaare stellen sich auf („Piloerektion“), um Luft als Isolationsschicht zu speichern.
- Pferde gleichen Kälte mit Energie aus – durch Bewegung und Futteraufnahme.
💡 Wichtig: Ein Pferd, das regelmäßig auf der Koppel steht, hat meist eine viel bessere Temperaturregulation als eines, das dauerhaft eingedeckt oder im Stall steht.
2. Wann eindecken wirklich sinnvoll ist
Es gibt Pferde, die von Natur aus gut gerüstet sind – und andere, die Unterstützung brauchen.
Eindecken ist kein Fehler, wenn es gezielt und individuell passiert.
✅ Eine Decke ist sinnvoll bei:
- Geschorenen Pferden (fehlende isolierende Unterwolle)
- Senioren mit schwächerem Stoffwechsel
- Krankheit oder Gewichtsverlust
- Pferden mit empfindlicher Muskulatur oder Verspannung
- Dauerregen, Wind oder Feuchtigkeit ohne Unterstand
❌ Eine Decke ist oft überflüssig bei:
- Gesunden Robustpferden mit vollem Winterfell
- Pferden, die tagsüber in Bewegung sind
- Pferden mit Wind- und Wetterschutz auf der Weide
3. Woran du erkennst, ob dein Pferd friert
Nicht immer sieht man es sofort.
Achte auf diese Anzeichen:
- Kalte Ohren, Schulter oder Kruppenmuskulatur
- Zittern, angespannte Haltung
- Weniger Futteraufnahme, Steifheit in der Bewegung
- Häufiges Aufsuchen geschützter Bereiche
👉 Fühlt sich dein Pferd an mehreren Stellen gleichzeitig kalt an, ist das ein Signal, über eine Decke nachzudenken.
4. Die richtige Decke wählen
Nicht jede Decke ist gleich – und schon gar nicht jede passt jedem Pferd.
| Deckentyp | Einsatz | Füllung | Besonderheit |
|---|---|---|---|
| Regendecke | Bei Nässe & Wind | 0–100 g | wasser- & winddicht |
| Übergangsdecke | Herbst/Winter | 100–200 g | atmungsaktiv |
| Winterdecke | Frostperioden | 200–400 g | Wärmeschutz & Bewegungsfreiheit |
| Abschwitzdecke | Nach dem Reiten | keine | transportiert Feuchtigkeit ab |
💡 Tipp:
Achte auf atmungsaktive Materialien und Bewegungsfreiheit an Schulter und Widerrist. Eine zu schwere Decke kann Scheuerstellen oder Hitzestau verursachen.
5. Eindecken & Fellwechsel – der kritische Zusammenhang
Das Fell wächst über Licht- und Temperaturreize.
Wenn du zu früh eindeckst, bleibt die Haut „im Sommermodus“ – das Pferd bildet kein dichtes Winterfell.
Das führt dazu, dass du dauerhaft decken musst, weil das Fell nicht mehr nachwächst.
👉 Besser: Erst eindecken, wenn das Winterfell vollständig da ist – oder du dein Pferd scherst.
6. Fütterung und Pflege im Winter
Auch Ernährung spielt beim Temperaturhaushalt eine große Rolle.
Ein Pferd erzeugt Wärme über Faserverdauung im Dickdarm – also Heu, Heu, Heu!
Zusätzlich helfen bestimmte Nährstoffe, Fell und Haut in Balance zu halten:
- AHIPOS Fell & Huf Plus: Zink, Biotin und Kupfer unterstützen Fell und Hornstruktur.
- AHIPOS Vitamin E Plus: trägt zum Zellschutz bei, wenn Muskulatur durch Kälte stärker beansprucht wird.
- AHIPOS Elektrolyt: ersetzt Mineralien bei Winterarbeit oder Indoortraining.
7. Typische Fehler beim Eindecken
🚫 Zu frühes Eindecken → Fellwachstum wird gehemmt
🚫 Zu viele Schichten → Wärmestau, Schwitzen
🚫 Falsche Passform → Scheuerstellen, Muskelverspannung
🚫 Keine regelmäßige Kontrolle → Decke verrutscht, Fell bricht
💡 Merke: Eindecken heißt Verantwortung – nicht Bequemlichkeit.
Fazit
Eindecken ist kein Modephänomen, sondern eine Frage von Management und Beobachtung.
Nicht jedes Pferd braucht eine Decke – aber manche profitieren davon, wenn sie individuell eingesetzt wird.
Wichtig ist, dass du die Thermoregulation deines Pferdes verstehst und auf Signale achtest, statt Kalenderdaten zu folgen.
Mit passender Decke, richtiger Fütterung und regelmäßiger Kontrolle wird dein Pferd gut durch den Winter kommen – ob mit oder ohne Stoffschicht.
FAQ – Eindecken im Winter
1. Ab wann sollte ich mein Pferd eindecken?
Wenn es geschoren, krank, alt oder empfindlich ist – nicht pauschal nach Temperatur.
2. Welche Decke ist die beste für mein Pferd?
Das hängt von Fell, Haltung und Bewegung ab. Eine atmungsaktive, passende Decke ist immer wichtiger als die Dicke.
3. Kann mein Pferd unter der Decke schwitzen?
Ja! Deshalb regelmäßig kontrollieren und ggf. Decke wechseln.
4. Schadet zu frühes Eindecken dem Fell?
Ja – es kann den natürlichen Fellwechsel verhindern.
5. Wie pflege ich Decken richtig?
Regelmäßig waschen, auf Risse prüfen und atmungsaktive Materialien bevorzugen.