Bauchspeicheldrüsenentzündung beim Pferd – eine der unterschätztesten Notfalldiagnosen

Bauchspeicheldrüsenentzündung beim Pferd – eine der unterschätztesten Notfalldiagnosen

 Wenn plötzlich rätselhafte Knoten auftreten

Wenn Pferdebesitzer Veränderungen im Unterhautfettgewebe bemerken, ist die Verunsicherung groß: harte Knubbel, mehrere Zentimeter groß, oft seitlich an Brust, Flanke oder Hinterhand.

Viele berichten:

„Er hatte plötzlich feste Knoten am Bauch – ich dachte erst an Insektenstiche.“
„Die Schwellungen wurden größer, obwohl er normal gefressen hat.“

Was zunächst harmlos aussieht, kann ein Hinweis auf eine Entzündung des Unterhautfettgewebes (Pannikulitis) sein. Und diese wiederum tritt häufig als Folge einer Pankreatitis auf – einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse.

Auch unsere Redaktion warnt regelmäßig: 

„Entzündungen im Pankreas sind tückisch, weil sie von außen kaum erkennbar sind. Oft sehen wir nur die Folge: Kolik, Abmagerung, Knoten im Fettgewebe oder Leistungsabfall.“

Eine Stute, die trotz Behandlung immer schwächer wurde, musste letztlich euthanasiert werden – erst eine Obduktion zeigte eine chronische Darmentzündung und eine massiv entzündete Bauchspeicheldrüse.

Was macht die Bauchspeicheldrüse beim Pferd so wichtig?

Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas):

  • wiegt ca. 350 g
  • liegt auf Höhe des 17./18. Brustwirbels
  • besteht aus linkem Lappen, rechtem Lappen und Körper
  • produziert täglich 30–35 Liter Pankreassaft

Ihre zwei Hauptaufgaben

Teilbereich Aufgabe Bedeutung
Exokriner Teil Produktion von Verdauungsenzymen wie Proteasen, Lipasen, Amylasen Eiweiß-, Fett- und Kohlenhydratverdauung
Endokriner Teil Produktion von Hormonen (Insulin & Glukagon) Regulation des Blutzuckers, Energiestoffwechsel

Wird diese Drüse geschädigt, hat das massive Auswirkungen auf Verdauung, Stoffwechsel und Allgemeinbefinden.

Wie entsteht eine Bauchspeicheldrüsenentzündung?

Die Aktivierung der Verdauungsenzyme passiert normalerweise erst im Dünndarm. Wird dieser Prozess gestört, kommt es zu Selbstverdauung (Autodigestion) – das Pankreas entzündet sich.

Pankreatitis ist beim Pferd selten, aber wahrscheinlich stark unterdiagnostiziert.

Mögliche Ursachen

Ursache Erläuterung
Bakterielle oder virale Infektionen Entzündungen können über Pankreasgang oder Blutbahn aufsteigen
Parasitenwanderung z. B. Strongyliden, die Gewebe reizen
Immunschwäche / Stoffwechselstress belastet die Entgiftungssysteme
Entzündungen im Gallen- oder Pankreasgang können Enzymabfluss blockieren
Bestimmte Medikamente (Verdacht) z. B. Präparate mit Tetrazyklinen oder Östrogenanteilen
Hohe Getreidemengen begünstigen Fehlgärungen, Stoffwechselstress
Hypertriglyzeridämie gestörter Fettstoffwechsel führt zu Gewebsreizungen

Bei einer akuten Pankreatitis wird Trypsinogen zu Trypsin aktiviert – ein Prozess, der Gewebe zerstören und Pannikulitis auslösen kann.

Symptome – warum die Diagnose so knifflig ist

Eine Pankreatitis zeigt keine typischen, eindeutigen Symptome. Sie tarnt sich häufig als „Kolik“, „Fressunlust“ oder „Ermüdung“.

Häufige Symptome

Akut

  • Kolik (häufig dünndarmtypisch)
  • starkes Schwitzen
  • erhöhter Puls
  • Fieber
  • Unruhe oder apathisches Verhalten

Chronisch

  • wechselnde Koliken
  • Gewichtsverlust
  • stumpfes Fell
  • Leistungseinbruch
  • Bauchschmerzen bei Berührung
  • später: harte Knoten im Unterhautfettgewebe (Pannikulitis)

Warum die Diagnose so schwierig ist

Die Lage des Pankreas macht bildgebende Verfahren fast unmöglich.

Diagnosemöglichkeiten

Methode Aussagekraft
Ultraschall Standard bei Koliken – Pankreas selbst kaum darstellbar
Blutwerte (Lipase, Amylase) können erhöht sein – aber auch bei Stress & Kolik
Biopsie einzige sichere Diagnose bei Pannikulitis
OP oder Obduktion einzige Möglichkeit zur direkten Sichtkontrolle

Dr. May geht davon aus, dass Pankreatitis beim Pferd häufig „übersehen“ wird – nicht wegen fehlender Symptome, sondern wegen der schwierigen Diagnostik.

Behandlung – Pankreatitis gilt als Kolikkomplex

Da kaum klare Diagnostik möglich ist, wird die Erkrankung wie eine Kolik behandelt.

Therapieansätze

  • Entzündungsmanagement
  • Schmerztherapie
  • Antibiotika bei Verdacht auf bakterielle Beteiligung
  • Infusionen gegen Dehydration
  • Behandlung der zugrunde liegenden Auslöser
  • striktes Monitoring

Die akute Form kann lebensbedrohlich sein. Die chronische Form führt oft zu Leistungseinbußen, Abmagerung und wiederkehrenden Verdauungsproblemen.

Wie Pferde nach einer Pankreatitis unterstützt werden können

Nach einer Pankreatitis ist das Verdauungssystem oft langfristig sensibel und reagiert besonders empfindlich auf Fütterungsfehler oder Stress.

Begleitende Fütterungsunterstützung

Diese Produkte ersetzen keine Therapie, können aber begleitend zur Regeneration sinnvoll eingesetzt werden:

AHIPOS Digestiv Plus

Kann Pferde mit empfindlichem Verdauungstrakt begleiten – z. B. bei Kotwasser, Dysbalancen im Darm oder reduzierter Futteraufnahme.

AHIPOS Sulfo Immun

Unterstützend in Phasen erhöhter Belastung des Immunsystems – sinnvoll, wenn Stoffwechsel oder Darm geschwächt sind.

EQUINOX Nonegus / Dynamic

Wird oft bei Pferden eingesetzt, deren Magen-Darm-Bereich nach Infektionen oder Koliken sensible Reaktionen zeigt oder die Schwierigkeiten haben, wieder an Gewicht und Muskulatur zuzulegen.

Vorbeugung – was Pferdebesitzer tun können

Eine Pankreatitis lässt sich nicht sicher verhindern, aber das Risiko kann reduziert werden.

Fütterungs- und Haltungsregeln

  • täglich 1,5–2 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht
  • Futter auf mehrere kleine Portionen verteilen
  • lange Fresspausen vermeiden
  • Getreidemengen reduzieren
  • Stress minimieren
  • regelmäßige Entwurmung
  • hochwertige, hygienisch einwandfreie Futtermittel
  • langsam an Weide und eiweißreiches Futter gewöhnen

Fazit – Pankreatitis ist selten, aber oft übersehen

Bauchspeicheldrüsenentzündungen gehören zu den am schwersten zu erkennenden Erkrankungen beim Pferd. Viele Tiere zeigen lediglich:

  • unklare Kolik
  • Leistungseinbruch
  • Gewichtsverlust
  • Futterunlust
  • Hautknoten als Spätfolge

Wichtig sind deshalb:

  • schnelle tierärztliche Untersuchung
  • gutes Management
  • angepasste Fütterung
  • sorgfältige Nachsorge

Mit Wissen, Beobachtung und einer magen- und darmschonenden Fütterung kannst du das Risiko minimieren und deinem Pferd helfen, sich nach einer solchen Belastung bestmöglich zu stabilisieren.

Zurück zum Blog