Wie sinnvoll ist die Winterweide? – Chancen, Risiken & klare Empfehlungen
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Raus müssen sie, aber wohin?
Viele Pferdebesitzer stehen jedes Jahr ab November vor derselben Frage:
„Soll mein Pferd auf die Koppel – oder ruiniere ich damit Weide, Gesundheit und Stallfrieden?“
In Gesprächen hören wir oft:
„Ich trau mich im Winter gar nicht rauszulassen, der Boden ist ein Sumpf.“
„Gefrorene Grasbüschel? Mein Pferd hatte sofort Kolikangst!“
„Die Weide war im Frühling komplett zerstört.“
Auch unsere Experten sehen die Thematik differenziert:
„Winterweiden können toll sein – aber nur, wenn Boden, Wetter und Management stimmen. Sonst riskierst du Lahmheiten, schlechte Hufe oder Stoffwechselstress.“
Winterweiden sind also kein Schwarz-Weiß-Thema.
Sie sind unter bestimmten Bedingungen sinnvoll – und unter anderen hochproblematisch.
Warum Winterweiden problematisch sein können
Winterweiden wirken auf den ersten Blick artgerecht – aber sie bringen gleich mehrere Risiken mit sich.
1. Zerstörung wertvoller Weiden
Artenreiche Wiesen sind im Winter extrem empfindlich.
Warum?
- Frost hebt den Boden an → wichtige Bodenbelüftung
- Pferde trampeln die Oberfläche kaputt → Narbe stirbt ab
- Verfilztes Gras wird plattgedrückt → Pilzbefall steigt
- Nachwuchs wächst deutlich langsamer
Folge:
Komplette Neuansaat, Ausfallzeit bis zu 18 Monate.
2. Gefrorenes oder verpilztes Gras = Gesundheitsrisiko
Gefrorenes Gras enthält:
- sehr viel Zucker
- veränderte Struktur
- geringere Faserqualität
- oft Schimmelsporen („Tausalz-Effekt“)
Das erhöht das Risiko für:
| Risiko | Ursache |
|---|---|
| Koliken | schnell fermentierendes Zuckergras |
| Hufrehe | extrem hohe Zuckerdichte |
| Durchfall / Kotwasser | Pilzsporen, schlechte Struktur |
| Stoffwechselstress | abrupte Futterumstellung |
3. Verletzungsgefahr durch Bodenverhältnisse
Schlechtester Mix:
- aufgeweichter Matsch
- gefrorene Löcher
- Buckelpisten
Das führt zu:
- Zerrungen
- Muskelverletzungen
- Fesselgelenksbelastung
- Verstauchungen
- Abrutschen bei Spiel oder Antritt
Winterweide: Die wichtigsten Vorteile & Nachteile im Überblick
Vorteile
| Vorteil | Bedeutung |
|---|---|
| Bewegung an frischer Luft | verhindert dicke Beine, stärkt Muskulatur |
| Sozialkontakt & Beschäftigung | mental wichtig |
| Wetterhärte | stärkt Kreislauf & Abwehrkräfte (wenn Pferde gesund sind) |
Nachteile
| Nachteil | Wirkung |
|---|---|
| zerstörte Grasnarbe | teure Neuansaat nötig |
| Verletzungsrisiko | Stürze, Zerrungen, Gelenkbelastung |
| Stoffwechselrisiko | frostiges Gras = Zuckerbombe |
| erhöhte Infektionsgefahr | Mauke, Strahlfäule, Pilze |
| mehr Stress für Immunsystem | Nässe, Wind, wenig Raufutter auf der Fläche |
Wann Winterweiden funktionieren – und wann nicht
Winterweide ist sinnvoll, wenn:
- Boden gefroren und eben ist
- Grasnarben robust sind
- Pferde in Bewegung, aber nicht übermotiviert sind
- große Flächen rotierend genutzt werden
- Unterstände vorhanden sind
- giftige Pflanzen entfernt wurden
Winterweide ist NICHT sinnvoll, wenn:
- Fläche verschlammt
- Buckelpisten gefroren
- Pferde unkontrolliert losgaloppieren
- empfindliche Weiden genutzt werden
- Pferde zu Rehe neigen
- Jungpferde hohe Unfallgefahr haben
Wie du dein Pferd im Winter zusätzlich unterstützen kannst
Der Winter stellt Stoffwechsel, Muskulatur und Kreislauf vor besondere Herausforderungen. Viele nutzen ergänzend Produkte, die fütterungsbegleitend unterstützen können:
Nach matschigen, nasskalten Tagen sinnvoll, um den Flüssigkeitshaushalt zu stabilisieren.
Wird häufig eingesetzt, wenn Winterfutterumstellungen empfindliche Mägen belasten.
Wird gerne genutzt, wenn Pferde über den Winter Muskulatur verlieren oder schwerer zunehmen.
Fazit – Winterweide ist kein Muss
Winterweide kann funktionieren – muss aber nicht.
Ob sie sinnvoll ist, hängt nicht vom Kalender ab, sondern von:
- Boden
- Weidequalität
- Herdendynamik
- Pferdegesundheit
- Management
Für viele Ställe ist der Winterpaddock mit ausreichend Raufutter, Ruhe und sicherem Boden die deutlich bessere Wahl.