Ödeme beim Pferd – Ursachen, Symptome & was wirklich hilft
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Wenn Pferde plötzlich „angelaufene Beine“ haben
Ödeme gehören zu den häufigsten Erscheinungen am Pferdekörper.
Ob nach einer Nacht in der Box, nach einer Verletzung oder völlig ohne erkennbaren Anlass – Schwellungen an den Gliedmaßen sorgen oft für Sorge.
Viele Pferdebesitzer berichten:
„Nach einem Tag Stehzeit waren beide Hinterbeine plötzlich dick.“
„Im Frühjahr, wenn das Gras frisch ist, läuft er regelmäßig an.“
„Ich dachte erst an eine Verstauchung, aber beide Beine waren geschwollen.“
Auch Thomas FEI Permitted Equine Therapist, beobachtet in der Praxis:
„Viele Ödeme sind harmlos – aber es gibt Fälle, in denen die Schwellung ein Hinweis auf tieferliegende Probleme ist. Entscheidend ist, die Ursache einzugrenzen.“
Damit du genau das kannst, findest du hier alles über die Entstehung, Formen, Ursachen und sinnvolle Maßnahmen bei Ödemen.
Was sind Ödeme beim Pferd?
Ein Ödem ist eine Ansammlung von Flüssigkeit im Bindegewebe – genauer gesagt im sogenannten Extrazellularraum.
Dafür gibt es zwei Hauptmechanismen:
-
Zuviel Flüssigkeit tritt aus den Blutgefäßen aus
→ z. B. durch erhöhten Druck oder geschädigte Gefäßwände -
Zu wenig Flüssigkeit wird wieder aufgenommen
→ z. B. durch Lymphstau oder Eiweißmangel
Das Ergebnis sind sichtbare Schwellungen.
Wie entstehen Ödeme beim Pferd?
Die Erklärung ist einfacher, als es klingt.
Im Körper passiert ständig Folgendes:
- Blut bringt Nährstoffe ins Gewebe
- Flüssigkeit tritt durch die Kapillaren ins Gewebe aus
- Die Lymphgefäße transportieren diese Flüssigkeit wieder ab
Doch:
👉 Lymphgefäße besitzen kaum Muskulatur. Der Abfluss funktioniert nur durch Bewegung.
Deshalb entstehen Ödeme so häufig an den Hinterbeinen:
- längster Transportweg
- stärkere Schwerkrafteinwirkung
- mehr Flüssigkeitsstau bei Bewegungsmangel
Typische Ursachen von Ödemen – Übersicht im Schnellcheck
| Kategorie | Mögliche Ursache |
|---|---|
| Bewegungsmangel | Stehtag, Boxenruhe, Transport |
| Infektionen | Fieber, bakterielle Prozesse, systemische Erkrankungen |
| Eiweißüberschuss | frisches Weidegras, Luzerne, eiweißreiches Kraftfutter |
| Eiweißmangel | Darmparasiten, Nierenprobleme, starke Koliken |
| Herzerkrankungen | Rechtsherzinsuffizienz, chronische Belastung |
| Kreislaufstörungen | Thrombosen, gestörter Lymphabfluss |
| Giftstoffe | Mykotoxine, belastetes Heu, Schimmel |
| Allergische Reaktionen | Insekten, Futter, Kontaktstoffe |
| Parasiten | Kleine Strongyliden (Cyathostominae) |
| Mechanischer Druck | Stau durch enge Bandagen, Sattelgurt, Verletzungen |
Es gibt also harmlosere Ursachen – aber auch solche, die eine sofortige Abklärung erfordern.
Ödeme durch Bewegungsmangel – der Klassiker
Nach einer Nacht in der Box oder einem Tag Regenpause sind Hinterbeine schnell „angelaufen“.
Das liegt daran, dass:
- die Lymphe ohne Bewegung schlecht abfließen kann
- die Hinterbeine den längsten Transportweg haben
- Pulsation und Muskelpumpe fehlen
Sobald das Pferd sich bewegt, verschwinden diese Ödeme oft rasch wieder.
Ödeme als Begleiterscheinung anderer Erkrankungen
1. Herz-Kreislauf-Probleme
Eine Rechtsherzinsuffizienz kann dazu führen, dass Flüssigkeit nicht mehr effektiv transportiert wird.
Typisch:
- Schwellungen an Hinterbeinen
- Unterbauchödeme
- verminderte Leistungsfähigkeit
2. Nierenerkrankungen
Wenn Eiweiß über den Urin verloren geht, sinkt der kolloidosmotische Druck im Blut → Wasser tritt ins Gewebe ein.
3. Parasiten (v. a. larvale Cyathostominose)
Bei starkem Befall wird die Darmwand geschädigt → Eiweißverlust → Ödeme.
4. Viruserkrankungen
Einige Viren schädigen die Gefäßwände direkt, sodass sie „undicht“ werden.
5. Mykotoxine
Pilzgifte aus kontaminiertem Futter können:
- Gefäße schädigen
- Leber und Nieren belasten
- Wassereinlagerungen begünstigen
Eiweißgehalt im Futter – unterschätzter Auslöser von Ödemen
Viele Pferde reagieren im Frühjahr oder bei sehr eiweißreichem Futter mit geschwollenen Beinen.
Warum?
👉 Eiweiß bindet Wasser.
Ist zu viel Eiweiß im Blut, lagert der Körper Wasser dort ein, wo Platz ist → in den Beinen.
Typische Situationen:
- neue Weide mit jungem Gras
- frisches Heu aus früher Schnittzeit
- Luzerne-Klee-Mischungen
- „Eiweißschübe“ durch Kraftfutter
Auch Mykotoxine im Futter können Ödeme auslösen – oft begleitet von Mattigkeit oder Verdauungsproblemen.
Kopfödeme – der sogenannte „Nilpferdkopf“
Kopfödeme haben andere Ursachen als Beinödeme.
Typischer Mechanismus:
-
Die Drosselvene
kann nicht ausreichend abfließen - Flüssigkeit staut sich im Kopfbereich
Das passiert z. B. bei:
- Thrombosen
- Verletzungen am Hals
- starken Komplikationen nach Infektionen
- Morbus maculosus (Komplikation nach Druse)
Ein Kopfödem ist immer ein Notfall.
Wann ein Ödem harmlos ist – und wann nicht
Unkritisch:
- Schwellung nach Boxenruhe, die nach Bewegung verschwindet
- leichte Schwellung ohne Wärme, Schmerz oder Lahmheit
- getrennte Hinterbeinödeme im Frühjahr
Tierarzt nötig:
- Ödeme, die nicht kleiner werden
- Schwellungen mit Fieber
- harte, warme oder extrem schmerzhafte Ödeme
- Ödeme mit Lahmheit
- Kopfödeme
- begleitender Nasenausfluss oder Husten
- Verdacht auf Herz-, Nieren- oder Viruserkrankungen
Was du direkt tun kannst – Erste Schritte
✔ Bewegung fördern
Schritt, Führanlage, lockeres Longieren → wichtig für den Lymphfluss.
✔ Kühlung (falls warm oder nach Belastung)
Cold-Pack, Wasserschlauch oder feuchte Tücher.
✔ Futter überprüfen
Besonders auf:
- Eiweißgehalt
- Mykotoxine
- Schimmel
- neues Kraftfutter
✔ Haltung optimieren
Mehr Bewegung, weniger Stehzeiten.
Ergänzende Unterstützung über die Fütterung
Während die Ursache immer tierärztlich abgeklärt werden sollte, kann die fütterungsbegleitende Unterstützung helfen, Stoffwechsel & Immunsystem in belastenden Phasen zu begleiten.
Unsere Empfehlungen:
Kann das Immunsystem in anspruchsvollen Phasen begleiten – wichtig bei Allergien, viralen Belastungen oder Stoffwechselstress.
Für Pferde, die bei Stress oder Stehzeiten verspannen oder unruhig werden – was den Lymphfluss indirekt beeinflussen kann.
Unterstützt den Verdauungstrakt fütterungsbegleitend – besonders sinnvoll, wenn Darmthemen wie Eiweißüberschuss, Futterwechsel oder parasitäre Belastungen mit im Spiel sind.
(Hinweis: Unsere Ergänzungsfuttermittel ersetzen keine tierärztliche Diagnose.)
Fazit – Ödeme sind ein Symptom, kein Urteil
Ödeme zeigen, dass im Pferdekörper etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist – oft harmlos, manchmal bedeutend.
Wichtig ist:
- genau hinsehen
- die Ursache eingrenzen
- Fütterung & Haltung prüfen
- im Zweifel frühzeitig Tierarzt einbeziehen
Mit Bewegung, gutem Management und gezielter Unterstützung lassen sich viele Ödeme schnell wieder in den Griff bekommen – und Pferde langfristig gesund begleiten.