Muskelzerrungen beim Pferd – erkennen, verstehen und richtig handeln

Muskelzerrungen beim Pferd – erkennen, verstehen und richtig handeln

Wenn ein falscher Schritt reicht

Muskelzerrungen gehören zu den häufigsten, aber oft unterschätzten Verletzungen beim Pferd. Viele Pferdebesitzer berichten:

„Ein kurzer Rutscher – und am nächsten Tag lief er komplett steif.“
„Sie wollte antraben, hat kurz gebockt und sofort aufgehört zu laufen.“
„Er war nicht richtig lahm, aber deutlich verspannt und druckempfindlich.“

Auch Thomas  sieht diese Fälle regelmäßig:

„Muskelzerrungen entstehen oft dort, wo Pferde schlecht vorbereitet oder überrascht werden – glatter Boden, zu wenig Aufwärmen, hektische Bewegungen. Das ist eine der am häufigsten übersehenen Ursachen für plötzliche Rittigkeitsprobleme.“

Damit du im Ernstfall richtig reagierst, ist es wichtig zu verstehen, wie der Pferdemuskel funktioniert – und warum er so sensibel auf Überlastung reagiert.

Wie funktionieren Pferdemuskeln?

Pferde bestehen zu rund 50 kg Muskulatur, durchzogen von einem 100.000 Kilometer langen Netz feinster Kapillaren.

Aufbau eines Muskels

Ebene Struktur
Muskel von Bindegewebe umhüllt
Muskelfaserbündel mehrere Fasern zu einem Bündel
Muskelfaser einzelne Zellen
Muskelfibrillen Ort der Kontraktion

Damit ein Muskel korrekt arbeiten kann, benötigt er:

  • Eiweiß
  • Fette
  • Kohlenhydrate
  • Sauerstoff

Dieser Mix erreicht den Muskel über die Blutversorgung.
Solange das Pferd ruht, sind nur ca. 5 % der Kapillaren geöffnet. Erst durch Bewegung öffnen sich alle – und der Muskel wird leistungsfähig.

Deshalb ist Aufwärmen so wichtig.

Wie entsteht eine Muskelzerrung beim Pferd?

Eine Muskelzerrung entsteht, wenn kalte Muskeln plötzlich stark belastet werden, z. B.:

  • unerwarteter Hüpfer
  • Ausrutscher
  • Bocksprung nach Boxenruhe
  • plötzliches Anreiten ohne Aufwärmen
  • rutschige Stallgassen, nasse Paddocks
  • Stöße oder Schläge gegen den Muskel

Der Muskel kann sich zwar 30–50 % dehnen, aber diese Sicherung versagt bei abrupten Bewegungen.

Dabei können zusätzlich:

  • Kapillaren reißen
  • Blutergüsse entstehen
  • Entzündungen auftreten

Die Grenzen zwischen Zerrung und Muskelentzündung sind deshalb fließend.

Symptome – so erkennst du eine Muskelzerrung

Typische Anzeichen

Symptom Bedeutung
steifer Gang Muskel kann nicht frei arbeiten
kurze, schleppende Schritte oft einseitig
Probleme beim Vorführen Auffußen oder Abfußen schmerzhaft
Warmheit & Schwellung Hinweis auf entzündliche Reaktion
Druckempfindlichkeit deutlicher Schmerzpunkt
Schonhaltung z. B. schiefer Hals, asymmetrische Kruppe
Lahmheit meist leicht bis mittelgradig

Die häufigsten betroffenen Bereiche:

  • Rücken
  • Kruppenmuskulatur
  • Oberschenkel
  • Innenseite der Hinterbeine
  • Halsmuskeln
  • Oberarmmuskulatur

Warum Zerrungen ernst genommen werden müssen

Eine unbehandelte Muskelzerrung kann zu:

  • chronischen Muskelentzündungen
  • Narbengewebe
  • dauerhaften Bewegungseinschränkungen
  • Muskelverkürzungen
  • Kompensationslahmheiten

führen.

Ein Pferd, das trotz Zerrung gearbeitet wird, riskiert Muskelrisse.
Diese heilen nie vollständig und können sogar verkalken.

Erste Hilfe – das kannst du tun

SOFORT-Maßnahmen

  • Reiten abbrechen
  • Boxenruhe oder Kleinstbewegung
  • kalte Umschläge / Kühlpacks (20 Min. im Abstand)
  • Wärme erst nach 48–72 Stunden
  • Muskeldruckpunkte meiden
  • keine Dehnübungen oder Massage (!)

Bei deutlich sichtbarer Lahmheit oder harter Schwellung: Tierarzt rufen.

Diagnose durch den Tierarzt

Je nach Schweregrad kommen folgende Untersuchungen zum Einsatz:

  • klinische Untersuchung
  • Palpation (Drucktest)
  • Ultraschall
  • thermografische Wärmebilder
  • Bewegungsanalyse

Muskelrisse oder vernarbte Bereiche können so besser abgegrenzt werden.

Fütterungsbegleitende Unterstützung 

Viele Pferdebesitzer setzen ergänzende Produkte ein, um Stoffwechsel, Muskulatur und Regeneration zu unterstützen – immer begleitend, nie ersetzend.

AHIPOS Body Builder

Kann bei Pferden genutzt werden, die nach Verletzungen oder Trainingspausen wieder Muskulatur aufbauen müssen oder deren Stoffwechsel in der Muskulatur stärker beansprucht wurde.

AHIPOS Elektrolyt

Wird eingesetzt, um den Mineralstoffhaushalt nach starken Belastungen oder Schweißverlusten zu begleiten – hilfreich, wenn Muskulatur und Wasserhaushalt aus der Balance geraten sind.

EQUINOX Dynamic

Wird häufig gewählt, wenn Pferde nach Erkrankungen, Stresssituationen oder längerer Ruhephase wieder in den Muskelstoffwechsel zurückgeführt werden sollen.

Alle unsere Produkte dienen als unterstützende Maßnahme, ersetzen jedoch keine tierärztliche Behandlung.

Heilungsdauer – wie lange muss das Pferd pausieren?

Richtwerte

Verletzung Dauer
leichte Muskelzerrung 5–14 Tage
mittelschwere Zerrung 3–6 Wochen
starke Zerrung / Muskelriss 8–12 Wochen oder länger

Je länger das Pferd Schmerzen ignorieren muss, desto größer das Risiko für:

  • Narbengewebe
  • Schonhaltungen
  • kompensatorische Sehnenprobleme
  • sekundäre Rückenprobleme

Vorbeugung – so schützt du dein Pferd vor Zerrungen

  • konsequentes Aufwärmen (mind. 15 Minuten Schritt)
  • rutschfeste Stallgassen
  • matschfreie Paddocks
  • langsamer Trainingsaufbau
  • nach Pause: 10–14 Tage Grundarbeit
  • keine abrupten Tempowechsel
  • regelmäßige Sattelkontrolle
  • ausbalancierte Fütterung & Elektrolythaushalt
  • physiotherapeutische Routinen

Achtung:

Viele Zerrungen passieren nicht beim Reiten – sondern auf dem Weg zur Halle. Die meisten Unfälle sehe ich auf nassen Stallgassen oder bei unachtsamem Führen.

Fazit – Muskelzerrungen sind gut heilbar, wenn man sie ernst nimmt

Muskelzerrungen sind unangenehm, oft schmerzhaft, aber in den meisten Fällen vollständig ausheilbar.
Wichtig ist:

  • frühzeitig erkennen
  • konsequent pausieren
  • nicht „drüberarbeiten“
  • fütterungsbegleitend sinnvoll unterstützen
  • Training langsam wieder aufbauen

Mit der richtigen Pflege, angepasster Fütterung und aufmerksamem Umgang hat dein Pferd sehr gute Chancen, schnell wieder fit zu werden.

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