
Magen & Darm im Herbst stabil halten
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Plötzlich kühler, nasser, windiger – und zack: Heu statt Gras, weniger Bewegung, mehr Stallzeit. Der Herbst stellt den Verdauungstrakt deines Pferdes auf Probe. In diesem Ratgeber bekommst du einen klaren Plan, wie du Magen und Darm jetzt stabil hältst: mit smartem Futtermanagement, Pro-/Präbiotika, Trink- und Bewegungsroutine – plus 7-Tage-Stabilisierungsplan zum direkten Umsetzen.
Was ändert sich im Herbst – und warum reagiert der Darm darauf?
Kurz gesagt: Futterwechsel, Temperatur- und Haltungswechsel verändern die Darmmikrobiota. Das kann zu Kotwasser, Blähungen, weicherem Kot, Fressunlust oder Mattigkeit führen.
Die größten Hebel:
- Futterwechsel langsamer gestalten: Heuanteil über 10–14 Tage steigern, Weide zeitgleich reduzieren.
- Rohfaser priorisieren: 1,5–2 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht/Tag als Startwert (individuell anpassen).
- Regelmäßigkeit in Fütterungs- und Bewegungszeiten baut Stress ab – der Darm liebt Routinen.
Tierarzt first: Akute Kolikzeichen, blutiger Kot, Fieber, wiederholtes Wälzen oder anhaltende Appetitlosigkeit = sofort Tierarzt.
Welche Fütterungs-Basics stabilisieren den Verdauungstrakt?
Q: Wie halte ich die Darmflora im Gleichgewicht?
A: Setze auf Qualität & Konstanz.
Checkliste Qualität:
- Heu sauber & staubarm, erntefrisch gut abgelagert.
- Kraftfutter sparsam, lieber mehrere kleine Portionen.
- Öl nur dosiert, z. B. 30–50 ml/Tag als Energietopping.
- Mineralversorgung lückenlos, um „nervösen“ Stoffwechsel zu vermeiden.
Praxis-Tipp: Stelle jede Futteränderung in Mikroschritten um (alle 2–3 Tage 10–15 % mehr vom Neuanteil). Notiere dir Mengen, Reaktion und Kotkonsistenz.
Probiotika, Präbiotika, Hefe – was macht Sinn?
Q: Was ist der Unterschied – und brauche ich beides?
A:
- Probiotika = nützliche Mikroorganismen, die den Darm direkt besiedeln.
- Präbiotika = „Futter“ für gute Bakterien (z. B. Inulin, MOS, FOS).
- Lebendhefen unterstützen die Faserverdauung im Dickdarm.
So setzt du’s praktisch um:
- Kombi-Ansatz für Übergangszeiten: Probiotika + Präbiotika + Hefe für 2–4 Wochen.
- Dosierung: Bitte Etikett beachten; Starte mit der Herstellerdosis, nicht „frei Schnauze“.
- Timing: Täglich zur gleichen Zeit, ideal direkt nach der Heuration.
Produkt-Fit: Ein Darm-Plus-Produkt mit Pro-/Präbiotika und Hefe (z. B. „Digestiv Plus“) passt gut in den Herbst. Beachte die Etikettenangaben und individuelle Verträglichkeit.
Sand & Co.: Muss ich jetzt Flohsamen geben?
Q: Ist Herbst = Flohsamen-Zeit?
A: Kommt auf Boden & Haltung an. Bei sandigen Paddocks, abgeweideten Flächen oder Heu vom Boden steigt das Risiko, dass Sand aufgenommen wird.
Sand-Management:
- Fütterung vom Boden anheben (Heunetze, Paddockmatten).
- Flohsamen-Kuren im Herbst sinnvoll, wenn Sandrisiko besteht.
- Wasser + Bewegung unterstützen den Abtransport.
- Kot-Check: Einfache „Glasprobe“ (Kot in Wasser aufrühren, absetzen lassen) gibt eine grobe Tendenz – ersetzt keinen Tierarzt.
Trinken & Bewegung – zwei unterschätzte Darmstabilisatoren
Q: Mein Pferd trinkt im Herbst schlechter. Was tun?
A:
- Lauwarmes Wasser anbieten; viele Pferde trinken es lieber.
- Mash (leicht, lauwarm) 2–3×/Woche fördert Wasseraufnahme.
- Elektrolyte nur bei Schweiß/Belastung und nach Etikett.
- Routine-Schritt: 20–30 Minuten täglich in fleißigem Schritt aktiviert die Darmmotorik.
7-Tage-Stabilisierungsplan (zum direkten Umsetzen)
Tag | Futter & Zusatz | Wasser & Bewegung | Notizen/Beobachtung |
---|---|---|---|
1 | Heu: 1,5–2 kg/100 kg KGW; Kraftfutter unverändert. Start Pro-/Präbiotika+Hefe. | Lauwarmes Wasser bereitstellen. 25 Min Schritt. | Kotkonsistenz, Appetit, Stimmung notieren. |
2 | Weideanteil leicht runter, Heu +10 %. | 25–30 Min Schritt + 5 Min Trabarbeit locker. | Bauchgeräusche, Gaskolik-Anzeichen? |
3 | Mash klein (handwarm) am Abend. | Trinken prüfen (Eimer messen). | Hautfaltentest/Schleimhäute checken. |
4 | Heuqualität variieren? (Heucharge mischen) | 30 Min Schritt, 5–10 Min Trab. | Reaktion auf Heuwechsel dokumentieren. |
5 | Falls Sandrisiko: Flohsamen-Kur anstoßen (nach Etikett). | 25 Min Schritt, Dehnübungen nach dem Reiten. | Kotwasser besser/schlechter? |
6 | Kraftfutter ggf. in 3 Miniportionen splitten. | 30 Min Schritt (z. B. Handarbeit, Spaziergang). | Stressfaktoren (Boxwechsel, Herde) notieren. |
7 | Pro-/Präbiotika fortführen. Wochenfazit ziehen. | Ruhiger Ausritt im Schritt/Trab. | Plan für weitere 1–3 Wochen anpassen. |
Hinweis: Der Plan ist eine Orientierung. Passe Mengen, Intensität und Zusätze an das individuelle Pferd an. Etiketten- und Tierarztvorgaben haben Vorrang.
Typische Fehler im Herbst – und wie du sie vermeidest
- Zu schneller Futterwechsel: Immer in kleinen Schritten umstellen.
- „Zu viel hilft viel“ bei Zusätzen: Mehr bringt nicht mehr – lieber konsequent die korrekte Dosis.
- Wasser wird vergessen: Tägliche Trinkmenge im Blick behalten (Eimerstriche helfen).
- Bewegungsloch bei Schmuddelwetter: Plan B bereithalten (Schrittrunden im Stall, Führanlage, Spaziergang).
- Stress im Stall: Neue Herdenkonstellation oder Boxenwechsel = Verdauungsstress. Routinen geben Sicherheit.
Mini-Fazit
Mit Ruhe, Routine und Rohfaser läuft der Herbst verdauungsfreundlich ab. Setze auf sauberes Heu, langsame Umstellung, täglich etwas Bewegung und – wenn sinnvoll – eine Kombination aus Pro-/Präbiotika und Hefe. Beobachte konsequent Kot, Appetit und Trinkmenge. So bleibt der Darm stabil – und ihr startet entspannt in die nasse Jahreszeit.
FAQ
Wie oft darf ich Mash geben?
Als Unterstützung 2–3× pro Woche in kleiner Menge ist für viele Pferde okay. Bitte ohne übermäßigen Zucker/Melasse – Etikett beachten.
Wie lange sollte ich Pro-/Präbiotika geben?
Bei Herbstumstellung 2–4 Wochen sind üblich. Bei chronischen Themen sprich die Dauer mit deiner Tierärztin/deinem Tierarzt ab.
Woran erkenne ich, dass ich den Futterwechsel zu schnell gemacht habe?
Weicher Kot, Kotwasser, vermehrte Gase, Unruhe beim Putzen/Satteln oder Mattigkeit. Dann Tempo rausnehmen und Schritte verlängern.
Braucht jedes Pferd Flohsamen im Herbst?
Nein. Nur bei Sandrisiko (sandige Paddocks, Heu vom Boden). Immer nach Etikett dosieren und ausreichend Wasser anbieten.
Wann muss ich den Tierarzt rufen?
Bei Kolikverdacht (wälzen, flehmen, scharren), schmerzhaftem Bauch, blutigem/pechschwarzem Kot, Fieber, starkem Leistungseinbruch oder wenn Beschwerden trotz Maßnahmen >24–48 h anhalten.