Proteinpulver

Insektenprotein im Pferdefutter: Nachhaltige Innovation oder biologischer Irrweg?

Wer durch die Gänge großer Futtermittelmessen läuft, kommt an ihnen nicht vorbei: Die Soldatenfliege (Hermetia illucens) und der Mehlwurm sind die neuen Stars der Branche. Als Proteinlieferanten sollen sie Soja ersetzen und den CO₂-Fußabdruck des Reitsports senken.

Auf den ersten Blick klingt das logisch. Insekten brauchen wenig Wasser, wenig Platz und vermehren sich rasant. Aus ökologischer Sicht ist Insektenprotein ein Gewinner. Doch Pferdebesitzer füttern keine Statistiken, sie füttern Lebewesen mit einer Millionen Jahre alten Evolutionsgeschichte. Und genau hier beginnt die Debatte: Macht es Sinn, das Pferd zum „Insektenfresser“ umzuerziehen?

Die Biologie des Pferdes: Ein reiner Pflanzenfresser

Das Pferd ist ein Herbivore (Pflanzenfresser), genauer gesagt ein Folivore (Blatt-/Grasfresser). Sein gesamter Verdauungstrakt – vom Gebiss über den kleinen Magen bis hin zum riesigen Gärkammer-System im Dickdarm – ist darauf spezialisiert, pflanzliche Zellwände aufzuschließen.

In der Natur frisst ein Pferd Gras, Kräuter, Rinde und Blätter. Natürlich nimmt es dabei versehentlich mal eine Ameise oder einen Käfer auf, der auf dem Grasblatt sitzt. Aber: Es sucht sie nicht gezielt. Insekten stehen nicht auf dem natürlichen Speiseplan.

Im Gegensatz dazu fressen Hühner oder Schweine (Omnivoren/Allesfresser) sehr wohl gezielt Würmer und Larven. Für sie ist Insektenprotein artgerecht. Für das Pferd ist es ein Fremdstoff.

Das Argument der „Natürlichkeit“

Befürworter argumentieren oft, dass Wildpferde in kargen Zeiten alles fressen würden. Das stimmt bedingt, doch die Physiologie lässt sich nicht betrügen.

Der Pferdestoffwechsel ist darauf ausgelegt, Proteine aus Pflanzen (Gräsern, Leguminosen) zu gewinnen. Die Struktur tierischer Proteine (und Insekten sind Tiere!) unterscheidet sich in ihrem Aminosäureprofil und ihrer Begleitmatrix (z. B. Chitinpanzer der Insekten) von pflanzlichen Quellen.

Es gibt Bedenken, dass der Chitinanteil in Insektenmehlen die Verdauung belasten könnte, da Pferde keine Chitinase (das Enzym zum Abbau von Chitin) in nennenswerten Mengen besitzen. Zwar zeigen erste Studien, dass Pferde Insektenprotein verdauen können, doch „können“ heißt nicht automatisch „sollen“. Auch altes Brot wird verdaut, ist aber trotzdem kein gesundes Pferdefutter.

Die psychologische Hürde: Der Ekelfaktor beim Pferd

Pferde sind extrem geruchsempfindliche Tiere („Naserümpfer“). Viele Pferdebesitzer berichten, dass ihre Tiere Futter, das Insektenmehl enthält, skeptisch beäugen oder komplett verweigern.

Der Geruch von verarbeitetem tierischem Eiweiß ist für ein Fluchttier ungewohnt. Ein Pferd weiß instinktiv: „Ich bin kein Raubtier.“ Es muss oft erst mit Aromastoffen überlistet werden, das neuartige Futter zu fressen. Ist das der Sinn einer naturnahen Fütterung?

Warum überhaupt Insekten? Das Protein-Dilemma

Der einzige Grund, warum Insekten im Pferdefutter landen, ist der Bedarf an essentiellen Aminosäuren (Lysin, Methionin, Threonin) für den Muskelaufbau. Heu allein reicht Sportpferden oft nicht.

Die Industrie sucht also nach Alternativen zum Import-Soja.

Doch wir müssen das Pferd nicht zum Fleischfresser machen, um seinen Proteinbedarf zu decken. Es gibt hervorragende, pflanzliche oder fermentative Alternativen, die dem Organismus vertraut sind:

  • Reine Aminosäuren: Lysin und Methionin können heute in reinster Form (kristallin) hergestellt werden. Sie sind zu 100 % verdaulich, belasten den Stoffwechsel nicht und sind frei von tierischen Bestandteilen.
  • Spirulina / Algen: Pflanzlich, proteinreich und reich an Mikronährstoffen.
  • Leinsamen & heimische Leguminosen: Altbewährt und artgerecht.

Unsere Philosophie: Artgerecht statt Trend-Hopping

Bei der Entwicklung unserer Produkte, wie dem AHIPOS Body Builder, haben wir uns bewusst gegen den Einsatz von Insektenprotein entschieden.

Wir sind der Überzeugung, dass ein Pflanzenfresser pflanzliche oder naturidentische Nährstoffe erhalten sollte.

Statt Experimente mit Larvenmehl einzugehen, setzen wir auf das, was physiologisch am besten funktioniert: Eine Kombination aus reinen essentiellen Aminosäuren (Lysin, Methionin, Threonin).

  • Der Vorteil: Wir wissen exakt, wie viel Gramm Lysin im Pferd ankommen. Bei Insektenmehl schwanken die Werte je nach Zuchtbedingung der Larve.
  • Die Akzeptanz: Unsere Produkte riechen neutral oder leicht süßlich (Dextrose) und werden problemlos gefressen.
  • Die Ethik: Wir umgehen die Diskussion, ob Massentierhaltung von Insekten wirklich der ethische Goldstandard ist, indem wir gar keine Tiere verarbeiten.

Unser Fazit

Insektenprotein ist eine spannende Lösung für die Welternährung von Menschen, Hunden und Katzen. Im Pferdetrog sehen wir es jedoch kritisch. Das Pferd ist seit Jahrmillionen Veganer. Es gibt keinen physiologischen Grund, diesen Bauplan zu ändern, nur weil es gerade modern ist.

Wer Muskeln aufbauen will, findet in hochwertigen pflanzlichen Quellen und reinen Aminosäuren (wie im AHIPOS Body Builder) eine effiziente, sichere und vor allem artgerechte Alternative, die das Pferd nicht zum Versuchskaninchen macht.


Rechtlicher Hinweis zu unseren Produkten:

Die Produkte von AHIPOS sind vegetarische Ergänzungsfuttermittel, die speziell auf die Verdauungsphysiologie des Pferdes abgestimmt sind. Wir verwenden hochwertige, geprüfte Rohstoffe. Die Aussagen zur Eignung von Insektenprotein spiegeln die aktuelle Diskussion in der Ernährungswissenschaft und unsere Firmenphilosophie wider.


FAQ: Häufige Fragen zu Insektenprotein und Eiweißquellen

Frage Antwort
Ist Insektenprotein für Pferde verboten? Nein. Seit einigen Jahren ist verarbeitetes tierisches Protein von Nicht-Wiederkäuern (also auch Insekten) in der EU für die Fütterung von Nutztieren und Heimtieren unter bestimmten Auflagen zugelassen. Es ist also legal, aber nicht zwingend traditionell.
Was ist mit dem BSE-Skandal? In den 90er Jahren führte die Fütterung von Tiermehl (Rind an Rind) zur BSE-Krise (Rinderwahn). Seitdem gilt ein strenges Verbot von Tiermehl für Wiederkäuer. Für Pferde (die keine Wiederkäuer sind) wurden die Regeln gelockert, aber viele Pferdehalter haben – zu Recht – noch immer ein ungutes Gefühl bei „Tier im Trog“.
Sind Insekten hypoallergen? Oft wird damit geworben. Da Pferde bisher kaum Kontakt mit Insektenprotein hatten, reagieren sie selten allergisch darauf. Das macht es zur Option für Allergiker-Hunde. Bei Pferden sind echte Futtermittelallergien gegen Proteine (wie Soja) jedoch seltener als gedacht; meist sind es Zusatzstoffe oder Schimmelpilze, die Probleme machen.
Warum ist Soja so verrufen? Soja steht in der Kritik wegen Gen-Technik und Regenwaldabholzung. Doch es gibt längst europäisches Soja (Donau-Soja), das gentechnikfrei und nachhaltig ist. Soja hat für Pferde das beste Aminosäureprofil aller Pflanzen. Es pauschal zu verteufeln, ist wissenschaftlich nicht haltbar.
Fressen Pferde Insekten auf der Weide? Ja, als „Beifang“. Wenn ein Pferd 15 kg Gras frisst, sind da sicher Käfer dabei. Aber das ist ein verschwindend geringer Anteil. Es ist etwas anderes, als dem Pferd schaufelweise Larvenmehl als Hauptproteinquelle zu geben. Die Dosis macht das Gift (oder die Unverträglichkeit).
Zurück zum Blog