Gallensteine beim Pferd: Symptome, Ursachen & Hilfe bei Kolik und Leberproblemen

Gallensteine beim Pferd: Symptome, Ursachen & Hilfe bei Kolik und Leberproblemen

Wenn die Leber um Hilfe ruft

Gallensteine gelten beim Pferd als „Rarität“ – und gerade deshalb werden sie oft übersehen. Viele Pferde zeigen zunächst unspezifische Symptome:

„Er fraß langsamer – wir dachten an Zähne.“
„Das Fell wurde stumpf und die Leistung ließ nach.“
„Die Gelbfärbung an den Augen war plötzlich da.“

Solche Fälle erleben auch unsere Experten und Therapeuten immer wieder:

„Das Tückische ist: Leber- und Gallengangsprobleme schmerzen nicht immer auffällig. Viele Pferde kompensieren lange – bis etwas blockiert oder sich entzündet.“

Gallensteine können – wenn sie unentdeckt bleiben – schwere Entzündungen, Leberstörungen oder das gefürchtete Stauungsikterus auslösen.

Darum lohnt es sich, die Mechanismen dahinter zu verstehen.

Wie funktioniert das Gallensystem beim Pferd?

Im Gegensatz zum Menschen besitzt das Pferd keine Gallenblase.

So arbeitet das System:

Struktur Aufgabe
Leberzellen bilden die Gallenflüssigkeit
Gallenkapillaren leiten Galle in die kleinen Gallengänge weiter
Hauptgallengang (Ductus choledochus) führt Galle in den Zwölffingerdarm
Dünndarm nutzt Gallenflüssigkeit zur Fettverdauung & Ausscheidung von Abbauprodukten

 

Die Galle selbst besteht aus:

  • Wasser
  • Gallensäuren
  • Cholesterin
  • Gallenfarbstoffen
  • Schleim
  • Salzen
  • Stoffwechselabbauprodukten

Gelangt die Galle nicht richtig ab, entstehen Probleme – manchmal dramatisch.

Wie entstehen Gallensteine beim Pferd?

Gallensteine (Cholelithen) bestehen meist aus Kalzium-Bilirubinat – einem kristallartigen Produkt aus Gallenfarbstoffen.

Die Entstehung ist nicht abschließend geklärt, aber typische Ursachen sind:

Häufige Ursachen für Gallensteine beim Pferd

Ursache Erklärung
Bakterielle Dünndarmentzündungen Bakterien steigen über den Zwölffingerdarm in die Gallengänge auf
Entzündungen der Gallengänge (Cholangitis) führen zu Verklebungen, Verdickungen und Kristallbildung
Parasitenwanderungen z. B. Strongyliden im Lebergewebe
Fremdkörper im Gallensystem Holzstückchen, Pflanzenreste, Kotpartikel wurden nachgewiesen
Störungen des Bilirubinstoffwechsels Bilirubin fällt aus und bindet sich zu festen Kristallen
Chronische Entzündungen verändern die Zusammensetzung der Galle

 

Die gute Nachricht: Gallensteine sind selten.
Die schlechte: Wenn sie auftreten, werden sie oft spät erkannt.

Symptome – wann Gallensteine auffallen

Kleine Steine bleiben häufig unbemerkt. Erst wenn sich größere Cholelithen bilden oder die Gallengänge entzünden, treten Symptome auf.

Typische Anzeichen

Symptom Hinweis
Fieber durch Entzündungsreaktionen
Appetitlosigkeit häufig eines der ersten Symptome
Gelbfärbung der Schleimhäute (Ikterus) Leber arbeitet nicht mehr korrekt
Gewichtsverlust gestörte Verdauung, Entzündung
Kolikähnliche Schmerzen Druck im Gallengang
Erhöhte Leberwerte im Blut GOT, GGT, GLDH auffällig
Verändertes Verhalten Antriebslosigkeit, Gereiztheit

Warum Ikterus entsteht

  • Die Galle staut sich in der Leber → Bilirubin wird nicht ausgeschieden
  • Zellverbindungen im Lebergewebe reißen
  • Bilirubin gelangt ins Blut → gelbe Schleimhäute

Das ist ein ernstzunehmendes Warnzeichen.

Warum Gallensteine gefährlich werden können

Werden die Gallengänge blockiert:

  • steigt der Druck im Lebergewebe
  • kann es zu Zellzerstörung kommen
  • Entgiftungsleistung sinkt drastisch
  • giftiges Ammoniak gelangt in den Blutkreislauf
  • schwere neurologische Störungen können folgen
  • im Extremfall: Koma und Tod

Kraftfutter sollte bei Verdacht reduziert oder gestrichen werden, da es die Leber zusätzlich belastet.

Diagnose – wie Tierärzte Gallensteine finden

Da die Leber tief im Körper liegt, ist die Diagnostik anspruchsvoll.

Mögliche Schritte:

  • Blutbild (Leberwerte, Entzündungsparameter)
  • Ultraschall des Leber- und Gallengangbereichs
  • Röntgen in speziellen Fällen
  • Gallenkanal-Kontrastdarstellungen
  • Leberbiopsie zur Abklärung chronischer Schäden

Ein eindeutiger Nachweis gelingt nicht immer – manchmal zeigt erst die Obduktion das ganze Bild.

Behandlung – was Veterinärmediziner tun können

Die Therapie richtet sich nach:

  • Größe und Lage der Steine
  • Entzündungsgrad
  • Allgemeinzustand des Pferdes

Typische Behandlungsmaßnahmen

  • Antibiotika bei bakteriellen Entzündungen
  • entzündungshemmende Medikamente
  • Infusionen zur Stabilisierung
  • Schmerztherapie
  • engmaschige Blutkontrollen
  • in seltenen Fällen: operative Entfernung

Viele Pferde brauchen eine lange Rekonvaleszenz, da das Gallensystem sensibel reagiert.

Begleitende Unterstützung über die Fütterung (rechtssicher, ohne Versprechen)

Bei Leber- und Gallengangsproblemen sind magen- und stoffwechselsensible Ergänzungen besonders beliebt – begleitend zur tierärztlichen Therapie.

AHIPOS Digestiv Plus

Wird häufig genutzt, wenn der Verdauungstrakt empfindlich reagiert oder die Futteraufnahme schwankt. Kann sinnvoll begleiten, wenn Stoffwechsel und Darm unter Belastung stehen.

AHIPOS Sulfo Immun

Wird oft eingesetzt, um das Immunsystem in stressreichen und entzündungsanfälligen Phasen zu begleiten.

EQUINOX Nonegus

Kann bei Pferden genutzt werden, deren Magen-Darm-Trakt besonders empfindlich auf Entzündungen oder Stresssituationen reagiert.

Vorbeugung – was Pferdebesitzer tun können

Gallensteine lassen sich nicht komplett verhindern, aber das Risiko kann reduziert werden.

Tipps zur Vorbeugung

  • hochwertige Raufutterqualität
  • regelmäßige Parasitenkontrolle
  • hygienische Fütterung ohne Schimmelrisiko
  • langsam steigende Kraftfuttergaben
  • ausreichende Bewegung
  • regelmäßige Leberwertkontrollen bei Risikopferden
  • Stressvermeidung, besonders bei empfindlichen Tieren

Fazit – Gallensteine sind selten, aber ernst

Auch wenn Gallensteine beim Pferd wenig verbreitet sind, können sie:

  • starke Entzündungen
  • Gelbsucht
  • Leberversagen
  • Kolikähnliche Symptome
  • lebensbedrohliche Komplikationen

auslösen.

Darum gilt:

Je früher erkannt, desto besser die Prognose.
Achte auf Veränderungen, arbeite eng mit deinem Tierarzt zusammen – und unterstütze den Stoffwechsel deines Pferdes durch eine schonende Fütterung und ein stabiles Management.

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